Lucy kriegt's gebacken by Kristan Higgins

Lucy kriegt's gebacken by Kristan Higgins

Autor:Kristan Higgins [Higgins, Kristan]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-12T23:00:00+00:00


17. KAPITEL

Nach der Trauerfeier gehe ich zu Fuß nach Hause, in der Hoffnung, mich so etwas beruhigen zu können. Seit Ethan mich geküsst hat, ist mein Magen ein einziges Wrack - nun, seit ich ihn geküsst habe, um fair zu sein.

Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ethan ist nicht der Typ Mann, den ich will. Er ist viel zu … viel zu … liebenswert. Ich schlucke schwer und laufe an Nubey‘s Hardware vorbei, vorbei an Zippy‘s Sports Memorabilia. Habe seit Monaten keinen Kunden mehr darin gesehen, und ich überlege, wann Zippy den Laden aufgibt und ob die schwarzen Witwen dann in der Lage sein werden, einen neuen Pächter zu finden. Es ist halb neun, ganz Mackerly ist still. Tante Boggys Trauerfeier war heute das Ereignis in dieser Stadt. Und da ist das Bunny’s. Wir sehen uns gleich, denke ich und freue mich schon aufs Brotbacken, das wie Balsam für mich ist - der süße Duft von Hefe, die Wärme der Öfen. Komisch, dass man einen Laden so mögen kann, aber ich liebe die Bäckerei wirklich. Ich wünschte nur, dass sie nicht langsam zugrunde gehen würde.

Ich umrunde den Park, fahre mit der Hand an der Steinmauer entlang, die raue Oberfläche kratzt an meinen Fingerspitzen. Es ist kühler geworden, meine Ohren werden langsam kalt. Eine Möwe schreit, traurig und schrill, und der Geruch des Meeres bei Niedrigwasser würzt die Luft. Der Wind fährt durch den Hohlraum unter der Brücke, und ein verlorenes, sanftes Jammern erklingt. Oder vielleicht ist es ja auch Captain Cooks Frau.

Ich gehe direkt zu Ethan. Er öffnet beim ersten Klopfen.

„Hey“, sagt er. Er hat die Anzugjacke ausgezogen und sein Hemd aufgeknöpft. Er tritt lächelnd zurück, um mich hineinzulassen. Ich rühre mich nicht, weil in meinem Kopf plötzlich der Schleudergang eingeschaltet ist. „Komm rein, Lucy. Möchtest du ein Glas Wein?“

„Klar. Danke.“

Als Ethan in die Küche geht, um den Wein einzuschenken, blicke ich mich im Wohnzimmer um. Seine Wohnung ist exakt wie meine geschnitten, aber da sie sich ein Stockwerk höher befindet, ist der Ausblick besser. Jetzt allerdings gibt es nur ein paar verstreute Lichter der Stadt zu sehen und das weite schwarze Meer dahinter. Ein winziges Licht flackert am Horizont - ein Fischerboot. Jemand ist heute Nacht da draußen, schaukelt auf dem Wasser. Dort scheint es so behaglich zu sein, weit weg vom Ufer. Blaues Flimmern aus dem Haus der Aronsons deutet darauf hin, dass die beiden vor dem Fernseher sitzen. Rose hat letzten Monat für ihren fünfzigsten Hochzeitstag die Torte gebacken. Fünfzig Jahre.

Ich drehe mich um und zucke zusammen, als Ethan mit zwei Gläsern in der Hand vor mir steht. „Bitte schön“, sagte er und reicht mir ein Glas. Unsere Hände berühren sich, meine Finger kalt an seiner Haut. „Auf Tante Boggy.“ Wir stoßen an.

„Auf Boggy.“ Dann probiere ich den Wein. Rotwein, Cabernet, glaube ich, er könnte einen ausgewogenen Körper haben und einen komplexen, vollen Geschmack, aber so genau weiß ich das nicht, weil ich das Glas mit einem Schluck hinunterschütte. Ich stoße den Atem aus.

Ethan hebt die Augenbrauen.



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